Laufende Projekte des Instituts für Transkulturelle Gesundheitsforschung

Projekttitel: Intergenerationale Weitergabe von Rassismus in der Gastarbeiter:innengesellschaft in Deutschland: Ein qualitativer Einblick

Projekbteschreibung: Dass Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen eine erhebliche Auswirkung auf das Wohlbefinden Betroffener haben können, ist aus Sicht der Forschung unumstritten. Erkenntnisse aus der Traumaforschung lassen darüber hinaus darauf schließen, dass Leiderfahrungen sich auf nachfolgende Generationen auswirken. Allerdings wurden solche intergenerationalen Auswirkungen im deutschsprachigen Raum bislang kaum erforscht. In diesem Zusammenhang wurden im Zeitraum von Juli bis September 2023 zwei Generationen von Gastarbeiter:innengruppen aus der Türkei, Griechenland und dem heutigen Kroatien untersucht, um wissenschaftliche Erkenntnisse über die Auswirkungen wahrgenommener Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen und deren intergenerationelle Weitergabe unter Verwendung eines qualitativen Ansatzes zu beleuchten.

Die Studie dient dazu, einen ersten Einblick in die intergenerationalen Auswirkungen von Rassismuserfahrungen in ehemaligen Gastarbeiter:innenfamilien zu gewähren. Sie trägt dazu bei, Risikofaktoren für die psychische Gesundheit zu berücksichtigen, um eine wirksame Versorgung zu gewährleisten.

Ansprechperson: Zelal Ag

Im März 2017 nahm das Institut für Psychotherapie und Psychotraumatologie (IPP) in Duhok/Nordirak seine Arbeit auf. Bis Ende 2024 sollen alle Aktivitäten und Aufgaben des IPP, insbesondere Aufbau und Fortführung des Masterstudiengangs und der Psychotherapeutenausbildung, nach und nach von der Universität Duhok selbst übernommen werden.

Parallel hierzu erfolgt eine wissenschaftliche Evaluation des Gesamtprojektes und eine Dokumentation der Erkenntnisse in Form eines Handbuchs. Dafür werden alle Prozessabläufe des Pilotprojekts festgehalten und die Beteiligten zu ihren Erfahrungen befragt. Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu dienen, die Qualität der Ausbildung am IPP zu verbessern und zur nachhaltigen Planung der Lehre und Forschung beizutragen. Ein weiteres Ziel ist es, die Prozesse des Pilotprojekts transparent zu gestalten und somit als Best-Practice-Beispiel weiteren Hochschulen im Irak und in anderen (einstigen) Konfliktregionen zu dienen.

Das Evaluationsprojekt wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg gefördert.

Ansprechpersonen: Anna Weigelt, Jan I. Kizilhan

Seelische Verletzungen von Überlebenden von Verbrechen gegen die Menschlichkeit können nach Annahmen von Experten frühestens dann geheilt werden, wenn den Betroffenen Gerechtigkeit widerfährt. Zwar ist es Aufgabe der Justiz, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und entsprechende Mittel zur Wiedergutmachung auszuheben: Doch selbst wenn dies der Fall, ist es nicht sicher, dass die psychische Situation der Betroffenen dadurch im ausreichenden Maß verändert werden kann. Um Überlebende in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen, gilt es deshalb auch, die psychologischen Konsequenzen von Ungerechtigkeitserfahrungen zu betrachten und zu behandeln.

Ziel unserer Studie ist es, psychologische und emotionale Strategien im Umgang mit schweren Ungerechtigkeitserfahrungen zu erfassen und Zusammenhänge zwischen einem verletzen Gerechtigkeitsgefühl und anderen psychologischen und psychosozialen Folgen von Gewalterfahrungen zu untersuchen.

Dafür arbeiten wir an der Entwicklung eines Inventars zur Erhebung der Ungerechtigkeitswahrnehmung bei traumatisierten Personen. Das Inventar entsteht in Zusammenarbeit mit Experten auf dem Feld der Gerechtigkeit und auf Grundlage von Fokusgruppen mit Überlebenden verschiedener Ungerechtigkeitserfahrungen in Krisenregionen dieser Welt. Für die Überprüfung der Validität und Reliabilität des Inventars sind Untersuchungen mit Überlebenden des Genozids in den Herkunftsländern und Geflüchteten in Deutschland geplant.

Anknüpfend an das im Institut für transkulturelle Gesundheitsforschung (ITG) entstandene Traumaworkbook (Kizilhan et al. 2019) wollen wir in einem zweiten Schritt unsere Erkenntnisse in die Traumatherapie von Überlebenden von Unterdrückung, Verfolgung und Gewalt aus Kriegs- und Krisenregionen integrieren. In Planung sind dafür Moduleinheiten, die den Umgang mit Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit fokussieren. Diese sollen später in die psychotherapeutische und psychosoziale Arbeit implementiert werden. Ihre Wirksamkeit wird im Vergleich zu bestehenden Behandlungskonzepten in der Praxis untersucht.

Ansprechpersonen: Jan I. Kizilhan